Kardinal Paul Augustin Mayer. Rom, 8. Oktober 2002

Viele Menschen gehen mit der Religion so um wie mit den Steuern: sie finden sich damit ab, dass sie sie zahlen müssen, aber sie hoffen, dass der Betrag nicht allzu hoch ist, damit noch etwas übrigbleibt, wenn der Staat sich seinen Teil genommen hat.

Der „natürliche Mensch“ - und ich fürchte, er steckt in jedem von uns – würde es bevorzugen, wenn Gott weit weg wäre, im Himmel oder in einem Tempel.

Viele Menschen gehen mit der Religion so um wie mit den Steuern: sie finden sich damit ab, dass sie sie zahlen müssen, aber sie hoffen, dass der Betrag nicht allzu hoch ist, damit noch etwas übrigbleibt, wenn der Staat sich seinen Teil genommen hat.

Der „natürliche Mensch“ ist, wenn man so will, bereit, Gott das zu „zahlen“, was er ihm schuldig zu sein glaubt: die sonntägliche Messe und die Gebote. Doch er hat Angst, dass Gott mehr von ihm fordern könnte: mehr von seiner Zeit, mehr von seinem Geld; oder auch, dass er seine Bequemlichkeit aufgibt, seinen Egoismus, seine Sinnlichkeit. Davor hat er Angst, denn er denkt, dass dann nichts mehr für ihn selber übrigbleibt.

Deshalb wäre es ihm lieber, wenn Gott ein Außenstehender wäre und nicht in sein Leben eingreifen würde. Vielleicht hat er in manchen Augenblicken bereits gespürt, dass Gott sein ganzes Herz will, seinen ganzen Verstand, seine ganze Seele, sein ganzes Ich. Der heilige Josefmaria hat immer gesagt, dass Jesus Simon Petrus mit der Erlaubnis, vorübergehend sein Boot benutzen zu dürfen, zunächst nur um eine Kleinigkeit gebeten, am Ende jedoch alles von ihm verlangt hat. Und das genau ist es, woran der „natürliche Mensch“ nicht einmal denken will.