Jesus von Nazareth: Der Weg des Papstes zu Jesus

Der Verlag Rizzoli, dem die Libreria Editirice Vaticana den Verkauf der Rechte in der ganzen Welt übertragen hat, hat heute ein Pressekommuniqué veröffentlicht, in dem er mitteilt, daß „Jesus von Nazareth der erste Teil eines zweibändigen Werkes ist, der das öffentliche Leben Christi von der Taufe im Jordan bis zur Verklärung untersucht“.

In diesem Sinn ist das Eintauchen Jesu in die Wasser des Jordan das Symbol seines Todes und seines Hinabsteigens in die Hölle, eine Wirklichkeit, die in seinem ganzen Leben gegenwärtig war. Um die Menschen zu erlösen (...) muß er die hauptsächlichen Versuchungen besiegen, die auf verschiedene Art und Weise die Menschen aller Zeiten bedrohen und, indem er sie in Gehorsam verwandelt, den Weg zu Gott und zum Gelobten Land, das das Reich Gottes ist, wieder öffnen.

Das Thema des Reiches Gottes, das die gesamte Botschaft Jesus durchzieht, wird später in den Gedanken zur Bergpredigt vertieft (...). In dieser stellen die Seligpreisungen, die zugleich ein Selbstbildnis Jesu sind, die Angelpunkte des neuen Gesetzes dar. So wird gezeigt, daß dieses Gesetz nicht nur wie im Fall des Mose, das Ergebnis eines Gespräches mit Gott von Angesicht zu Angesicht ist, sondern daß es die Fülle enthält, die aus der innigen Einheit Jesu mit dem Vater hervorgeht.

Von daher erweist es sich als ein fundamentales Element des menschlichen Lebens, mit Gott zu sprechen und ihm zuzuhören. Daher hat Benedikt XVI. ein ganzes Kapitel dem Gebet gewidmet und erklärt dort das Vaterunser, das Jesus selbst uns gelehrt hat.

Auf der einen Seite handelt es sich um eine Erzählung pastoralen Charakters – so der Text –, der mittels eines Kommentars zu den Evangelien in die Prinzipien des Christentums einführt. Gleichzeitig ist es eine Abhandlung, der die wissenschaftliche Strenge eignet, die die Schriften und Reden des Theologen Ratzinger charakterisieren.

Die Hirtensorge und die außergewöhnliche theologische Lehre des Papstes verbinden sich, um das zentrale Thema des Werkes festzulegen: die Überzeugung, daß man von der Einheit Christi mit dem Vater ausgehen muß, um seine Gestalt zu verstehen.

In dieser Hinsicht ist die kritisch-historische Methode unverzichtbar für eine ernsthafte Exegese, da sie viel Material und Kenntnisse zur Verfügung stellt, die es erlauben, die Gestalt Christi mit einer Tiefe darzustellen, die noch vor wenigen Jahrzehnten schwer vorstellbar war. Nur der Glaube führt uns zum Glauben, daß Jesus Gott ist, aber wenn man die heiligen Schriften im Licht dieser Überzeugung liest und sich dabei der Hilfe bedient, die die kritisch-historische Methode darstellt (...), dann offenbaren sie uns einen Weg und eine Gestalt, die glaubwürdig sind.

Für Ratzinger – fährt das Kommuniqué fort – sind der Glaube und die kritische Forschung komplementär und nicht widerstreitend. Der Jesus der Evangelien ist der geschichtliche Jesus.

In einer Zusammenfassung des Buches mit dem Titel „Der Weg des Papstes zu Jesus“ steht, daß das Buch „die persönliche Suche des ‚Antlitzes des Herrn’ seitens Joseph Ratzingers darstellt, und daß es kein Dokument des Magisteriums sein will.

Für Benedikt XVI. finden sich im biblischen Text alle Elemente, die bekräftigen, daß die geschichtliche Persönlichkeit Jesus Christus in der Tat der Sohn Gottes ist, der auf die Erde kam, um alle Menschen zu retten.

Weiter erläutert der Text: Joseph Ratzinger stützt sich auf die Tatsache der engen Einheit von Altem und Neuem Testament und bedient sich der christologisch-hermeneutischen Methode, die in Christus den Schlüssel der ganzen Bibel sieht. Und so präsentiert er den Jesus der Evangelien als den ‚neuen Moses’, der die alten Erwartungen Israels erfüllt. Dieser neue und wahre Moses muß das Volk Gottes zur wahren und endgültigen Freiheit führen, und er tut dies in aufeinanderfolgenden Schritten, die dennoch immer den Plan Gottes in seiner Totalität erkennen lassen.

Der tiefe Kontakt der Menschen mit Gott Vater durch Jesus im Heiligen Geist bringt sie im „Wir“ einer neuen Familie zusammen, die durch die Erwählung der Zwölf an die Ursprünge Israels erinnert (...). Selbst in ihrer so heterogenen Zusammensetzung findet die neue Familie Jesu, die Kirche aller Zeiten in ihm ihr einheitsstiftendes Zentrum und die Orientierung, um den universalen Charakter seines Evangeliums zu leben.

Um den Zugang zum Inhalt seiner Botschaft zu erleichtern und diesen in eine praktische Hilfe zu verwandeln, gebrauchte Jesus die Gleichnisse – so fährt der Text fort. Aber es gibt auch eine rein theologische Erklärung der Gleichnisse, die Joseph Ratzinger anhand einer tiefschürfenden Analyse erläutert.

Das folgende Kapitel handelt von den Beispielen, die Jesus anführt, um sein Geheimnis zu erklären: es sind die großen Bilder von Johannes. Bevor der Papst sie analysiert, bringt er eine ausgesprochen interessante Zusammenfassung der Ergebnisse der Forschung über die Person des Evangelisten, die dem Leser neue Horizonte eröffnet und Jesus immer klarer als den Sohn Gottes offenbaren.

Diese Vision wird in den letzten zwei Kapiteln noch erweitert (...). Dort wird endgültig klar, welches die wahre Sendung des Messias Gottes war und welches Schicksal die erwartet, die ihm folgen wollen. Mit einer tiefsinnigen Analyse der Titel, die Jesus nach den Evangelien gebrauchte, um sich selbst zu bezeichnen, schließt das Buch des Papstes.

Neben dem Gläubigen (...) und dem Theologen kommt in diesem Buch auch der Hirte zum Vorschein, der es erreicht, im Leser eine neue Beziehung zu Jesus Christus wachsen zu lassen. (...) In dieser Hinsicht hat der Papst keine Angst, von einer Welt zu sprechen, die Gott ausschließt, sich nur an die sichtbare und materielle Wirklichkeit hält und so Gefahr läuft, sich selbst zu zerstören, da sie ein rein materielles Wohlergehen sucht und darauf verzichtet, zur wahren Freiheit im ‚Gelobten Land’ des ‚Gottesreiches’ zu gelangen.