Ich heiße Barchin und bin Muslimin

Barchin, Wirtschaftsexpertin, Kirgisistan

Ich heiße Barchin und komme aus Kirgisistan. Ich bin die älteste Tochter einer kinderreichen moslemischen Familie.

n der kirgisischen Hauptstadt Bishkek habe ich Wirtschaft studiert. Aus beruflichen Gründen kamen wir nach Spanien. Im April 1999 gingen wir mit zwei anderen Familien aus Kirgisistan zu einem Anwaltbüro, weil wir Hilfe suchten, um unsere Situation in dem neuen Land zu legalisieren. Im Sommer 2000 war diese Angelegenheit zu unserer Zufriedenheit geregelt.

Diese Umstände hatten dazu geführt, dass mein Mann und ich Freundschaft mit Carlos, einem der beiden Anwälte, und Isabel, seiner Frau, schlossen. Beide sind Supernumerarier des Opus Dei. Wir gehören zwar einer anderen Kultur und einer anderen Religion an, aber unsere grundsätzlichen Vorstellungen von Familie und der Erziehung der Kinder waren dieselben.

Im Jahr 2001 zogen wir nach Barcelona. Mein Mann ist gelernter Bildhauer und er malt mit Erlaubnis der Stadtverwaltung Porträts auf den Ramblas. Ich arbeitete einige Zeit in Haushalten und später als Sekretärin in dem besagten Anwaltbüro, denn dorthin kamen immer mehr Menschen russischer Sprache, um Hilfe zu erbitten.

Wir entschlossen uns, unsere Kinder Isan und Aida in Xaloc und Pineda, Schulen, die körperschaftliche Einrichtungen des Opus Dei sind, anzumelden. Was uns am meisten zusagt, ist die menschliche und geistliche Bildung, die sie dort erhalten.

Meine Begegnung mit dem Weg

In Pineda lernte ich Pepita kennen. Eines Tages ging ich zu einem Stand mit Büchern über Familie, Erziehung und Bildung, den sie im Eingang der Schule betreut, und wir schlossen Freundschaft. Ich las immer häufiger im Weg und mir kam die Idee, dass diese Gedanken auch meiner Familie in Kirgisistan nützen könnten. Also beschloß ich, einige Punkte zu übersetzen und sie ihnen per Brief oder Telefon zukommen zu lassen. Ich übersetzte jeweils, was ihnen am meisten helfen konnte. Auch Freundinnen, die ich hier habe, gebe ich sie zu lesen, wie etwa einer koreanischen Nachbarin, die Christin ist, und einer chinesischen Freundin.

Um Christus kennenzulernen lese ich manchmal das Evangelium und auch andere Schriften des Autors vom Weg, wie z. B. Freunde Gottes.

Da wir Moslems sind, waren wir nicht gewohnt, Bekanntschaft mit Christen zu schließen. Mir fällt auf, dass meine Freunde, die Supernumerarier sind, ihr persönliches und familiäres Leben konsequent christlich leben. Sie versuchen, gut zu arbeiten, beten und gehen jeden Tag zur Messe. Ihren Kindern geben sie eine wertorientierte Erziehung. Wir gehen sehr vertrauensvoll miteinander um.

Mein Mann Musa, der aus einer sehr frommen moslemischen Familie stammt, und ich finden bei ihnen eine Haltung, die der unseren entspricht: Sie versuchen wie wir, den Nächsten zu lieben, jeden respektvoll anzuschauen, niemanden zu verachten... Unsere Kultur hält es für wichtig, die Seele zu bilden, die älteren Menschen zu achten, feinfühlig mit der Sexualität umzugehen... Und hier im Westen treffen wir oft auf entgegengesetzte Verhaltensweisen.

Was mich an der katholischen Religion am meisten beeindruckt, ist der Glaube an die Eucharistie, die Achtung vor der Jungfrau Maria und die Liebe zu ihr. Und mir gefällt die Freiheit, mit der die Frau zur Kirche gehen kann.

Die Heiligsprechung von Josemaría

2002 wurde das Datum der Heiligsprechung von Josemaría Escrivá bekannt. Da ich den Autor vom Weg schon sehr bewunderte, dachte ich, ich könnte dabei nicht fehlen. Wir hatten viel Lust, mit den Familien von Pineda und unseren Freunden Carlos und Isabel dorthin zu fahren. Wir wollten auch Papst Johannes Paul II. kennenlernen, denn er schien uns eine große Persönlichkeit zu sein.

Wir beschlossen, uns alle zusammen mit anderen Eltern von Pineda anzumelden und fingen an, das Ganze zu organisieren, Geld durch Extra-Arbeiten zu beschaffen... Jedenfalls waren beide Familien bei der Heiligsprechung.

Wir verfolgten die Zeremonie mit großer Aufmerksamkeit und innerer Bewegung. Wir beteten intensiv. Ich machte enorme – und erfolgreiche – Anstrengungen, um den Papst zu sehen. Am meisten beeindruckte mich die Achtung der Freiheit, die Freude und das familiäre Ambiente: Alle beteten und halfen sich gegenseitig, kurz, wir fanden alles wunderbar.

Vieles machte großen Eindruck auf mich, vor allem die absolute Stille im Moment der Wandlung. Man spürte regelrecht, daß die Katholiken an die Realpräsenz Christi in der geweihten Hostie glauben.

Das Opus Dei in Kirgisistan

Als ich nach Kirgisistan fuhr, nahm ich für unsere Familien neun Exemplare auf russisch vom Weg und eins von Freunde Gottes mit. Ich suchte dort auch eine katholische Kirche und sprach mit dem Priester über das Opus Dei. Ich pflege zu fragen: Wann geht das Opus Dei nach Kirgisistan? Ich nutzte in dieser Hinsicht den Aufenthalt des Prälaten des Opus Dei, Bischof Javier Echevarría, im September 2004 in Barcelona aus, um ihn zu bitten, das Opus Dei möge bald seine Arbeit in meinem Land beginnen.

Der Vater antwortete mir, er bete für mich und meine Familie und für alle Muslime. Gleichzeitig ermutigte er mich, meiner Familie in Kirgisistan alles weiterzugeben, was mir so sehr hilft, d.h. die Botschaft des heiligen Josefmaria. Als mir klar wurde, dass Bischof Javier Echevarría mit dem heiligen Josefmaria zusammengelebt hat, beschlossen wir, ihm ein Porträt dieses Heiligen zu schenken, das mein Mann in den Ramblas ausgestellt hatte. Ich bete immer für das Opus Dei. Da es so offen und respektvoll allen Menschen gegenüber ist, würden sich , so glaube ich, viele der katholischen Kirche nähern oder sogar konvertieren, wenn es in meinem Land mit der Arbeit beginnen würde.