Ging in J. Escrivá ein moderner Heiliger von uns?

Kardinal Dr. Franz Hengsbach+, ehemaliger Bischof von Essen und Militärbischof für die Bundesrepublik; in: ‘Ruhrwort’, 23.8.1975

Erst 1971 habe ich ihn persönlich kennen gelernt, als 69jährigen. Vom ersten Augenblick an verband uns eine herzliche Freundschaft. Danach bin ich ihm häufig begenet. Jeses Mal war ich bewegt von der Wärme seiner Sprache und der Herzlichkeit seines Wesens. (...) An seiner Erscheinung faszinierte mich dreierlei:

- seine Augen, die gütig und doch zugleich scharf blickten, verhalten und doch gelegentlich wie Fixsterne leuchteten

- sein Hände, die das gesprochene Wort verdeutlichten und zugleich vergeistigten

- seine Gestalt, die demütig und doch voll des priesterlichen Auftrags bewusst dem Gast nicht nur entgegenkam, sondern ihn brüderlich an die Seite nahm.

Jede Begegnung hat persönliche Akzente. Und so waren die Begegnungen mit Msgr. Escrivá, seine Kartengrüße von seinen Reisen, vor allem von seiner großen Reise nach Lateinamerkika, immer auch gekennzeichnet von der Wärme seiner Sprache und der Herzlichkeit seiner Freundschaft. Aber einige Grundlinien seines Lebens wurden immer wieder deutlich.

- Er lebte und dachte ganz übernatürlich. Die Wirklichkeit Gottes, die Gegenwart Christi im allerheiligsten Altarssakrament, die Wirklichkeit des Himmels, die Gestalten der Heiligen – allen voran die Mutter des Herrn und St. Josef, der Patron der Kirche –, die übernatürlichen Realitäten also, waren im sozusagen die ganz „selbstverständlichen“ Wirklichkeiten.

- Sein Leben war zutiefst geprägt von der Liebe zur Kirche und zum Heiligen Vater. Er glaubte mit seinem ganzen Sein an die eine, heilige, römisch-katholische und apostolische Kirche. Er lebte innerlichst von diesem Glauben und davon, dass im Papst uns Petrus begegnet und in Petrus der Herr.

- Sein Leben und sein Werk, das er in tiefer gläubiger Erkenntnis nicht umsonst Opus Dei genannt hat, waren getragen von der apostolischen Sorge um die Menschen, um ihren Glauben, um ihr Leben aus der Gnade und aus dem Gebet. (...)