Ein Projekt in einem sozialen Brennpunkt in Manchester

Studenten und junge Berufstätige arbeiten seit fast zehn Jahren in einer der heruntergekommensten Zonen von Manchester. Das Projekt ReachOut! besteht in verschiedenen Charakterformungsprogrammen auf freiwilliger Basis.

Die Jugendlichen werden bei den Hauptfächern ihrer Ausbildung individuell oder in Kleingruppen betreut

Von Moss Side kommen nur schlechte Nachrichten. Der soziale Brennunkt von Manchester hat sich dem kollektiven britischen Bewusstsein als Ort des Versagens eingeprägt, und so erfreut es sich dauerhaft einer schlechten Presse. Moss Side und das benachbarte Hulme sind nicht die einzigen Problemzonen in Manchester im Nordosten Englands, doch beide sind wohl die bekanntesten. Auf der Strecke bleiben gegenwärtig die zahlreichen Erfolge der letzten Jahre in diesen Distrikten.

Moss Side und Hulme, im Süden des Handelszentrums der Stadt gelegen, gehören zu den Zonen mit dem größten illegalen Drogenhandel im ganzen Vereinigten Königreich. Sie unterscheidenden sich vor allem durch einen hohen Prozentsatz afro-karibischer Bevölkerung als Folge der Immigration der 50er Jahren und durch eine hohe Arbeitslosenrate; am bezeichnendsten sind jedoch der Frust und die Kriminalitätsrate unter den farbigen Jugendlichen. Alles in allem macht das Bild der “fast unerträgliche Druck” komplett, der viele Jugendliche zum Drogenkonsum führte, wie es einer der lokalen Jugendchefs sagt, ein tristes Szenario.

Beträchtliche offizielle Investitionen und Sanierungsmassnahmen an Gebäuden helfen dem Viertel, Licht am Ende des Tunnels zu erblicken, aber noch bleibt viel zu tun.

Die Erziehungsherausforderung

1994 entschied eine Gruppe von Bewohnern des Studentenheims Greygarth zusammen mit einigen Freunden etwas in ihrer Reichweite Liegendes zu unternehmen und den jungen Leuten der Zone eine Herausforderung anzubieten: eine unverbindliche Charakterbildung, die man in der Form anbietet, dass sie für diejenigen, die davon profitieren könnten, anziehend wirkt. So entstand ReachOut!

'Den Kindern etwas beibringen ist eine der besten Dinge, die ich in meinem Leben gemacht habe'.

Die Initiative zu diesem Bildungsprogramm für die städtische Jugend erarbeiteten die Studenten und Berufstätige mit den jungen Leuten des Manchester Elendsviertels, um sie beim Lernen zu motivieren und ihnen entdecken zu helfen, das Lernen auch unterhaltsam sein kann. Bis zum vergangenen Jahr fanden die Aktivitäten in den Jugendzentren von Moss Side und Hulme statt. In den letzten Monaten des Jahres 2002 konnte man dank einer großzügigen staatlichen Beihilfe in Schulen beginnen und in einer weiteren Zone, Wythenshawe, die ähnliche Statistikwerte an Gewalt, Drogen und Arbeitslosigkeit aufweist wie Moss Side und Hume.

Gegenwärtig kümmert sich ReachOut! um Kinder zwischen 8 und 14 Jahren, wenn auch das Ziel darin besteht, diese Unterstützung später fortzusetzen ebenso bei neu Hinzukommenden, damit eine größtmögliche Zahl eine Studienmöglichkeit an der Universität erwirbt. Ein ambitioniertes Ziel, denn —wie Mukhtar Khares von der Manchester Stadtverwaltung erläutert,— “in diesem Viertel gehen nur diejenigen zur Universität, die nicht aus Moss Side oder Hulme kommen”.

Positive Beispiele

ReachOut! inspiriert sich an den Lehren des heiligen Josefmaria Escrivá, der sein Leben lang verschiedene Initiativen für Benachteiligte förderte. Natürlich bezieht ReachOut! als Helfer Studenten jedweder Religion bzw. Religionslose ein: die Begeisterung besteht darin, dass diese Studenten ein positives Beispiel für die Jugendlichen darstellen, die selten Menschen kennennlernen, die in der Lage sind, Hilfe zu leisten. “Ein großer Teil ihrer Eltern und Geschwister sind lange Zeit arbeitslos gewesen, und konnten nicht hoffen, dieser Situation zu entkommen. Es herrscht ein echter Mangel an Erziehungshilfe und die hat ReachOut! dort hingebracht, wo sie bitter nötig war”, erklärt Khares.

Zusammen lernen und spielen, so erwerben die Jungen eine Vertrauensbasis, die sie das Leben optimistischer angehen lässt.

Bis vor kurzem konzentrierte sich ReachOut! auf zwei Hauptfelder: ein intensives Sommerprogramm, in dem zwei bzw. drei Ferienwochen lang die Jungen unter Anleitung von Studenten fast den ganzen Tag von Montag bis Freitag Mathematik, Sprache und Ntaurwissenschaft pauken, wobei Lerneinheiten stets mit Sport und anderen unterhaltsamen Aktivitäten kombiniert werden. Und ein Semesterkursus, bei dem die Studenten einige Stunden zu den Jugendzentren des Viertels gehen, um den Jungs individuell bzw. in kleinen Gruppen bei ihren Hauptfächern zu helfen. Seit Anfang 2003 begann ein Tutorprogramm in Zusammenarbeit mit den lokalen Schulen. Gegenwärtig arbeitet man in drei Schulen und zwei Jugendzentren. Insgesamt sind es über 150 junge Menschen, die wöchentlich an einem der Programme teilnehmen. Derzeit wirken rund 60 studenten aus den vier Universitäten Manchesters an den Programmen als Freiwillige mit.

Eine unverzichtbare Lektion lernen

Das Projekt, das die Studenten von Greygarth Hall angingen, hat eine weitere Einrichtung hervorgebracht. Eine Studentinnengruppe hat für Mädchen eine Reihe von Aktivitäten angestossen mit demselben Geist, der ReachOut! beseelt und darin besteht, dass die Mädchen auf die Menschen achten, die ihnen helfen, als wären sie ältere Geschwister, Konsequenz aus verdientem Respekt und Wertschätzung; dadurch entsteht untereinander eine persönliche Vertrauensbeziehung.

Für Shirley May, die seit Jahren an Projekten für junge Menschen, geleitet vom städtischen Bibliothekspersonal, arbeitet, ist dies ein Schlüssel zum Verständnis des Projektes. “Ich kann bezeugen, wie die Schüler diese unverzichtbare Lektion lernen: sie müssen auf den, der ihnen hilft, hören und ihn respektieren. Im Lauf des Programms haben sich die Unterrichtenden den Respekt der Schüler erworben, und diese den der Unterrichtenden", bekräftigt Shirley.

Ein beachtlicher Erfolg

Es ist beachtlich, was ReachOut! in so kurzer Zeit erreicht hat, dank harter Arbeit des Leitungspersonals und der Studenten, dank der aktiven Mitwirkung der örtlichen Jugendlichen und der Ermunterung durch die Stadtverwaltung von Manchester und der Universität. Die Genugtuung ist bei den beteiligten Jugendlichen groß. So meint David: “Den jungen Leuten etwas beibringen ist eine der besten Dinge, die ich in meinem Leben getan habe. Wenn ein Kind kommt, ohne etwas zu wissen, und mit neuem Wissen geht, übermannt dich ein Gefühl, du habest Bedeutendes geleistet”.

Dennoch bleibt noch Vieles zu tun. John O’Donnell, der seit fast einem Jahr der Direktion des Projektes angehört, fasst die Zielsetzung folgendermaßen zusammen: “Wir wollen dahin gelangen, etwa 1000 junge Leute durch 100 Studenten zu bilden”. Gewiß, ein ambitioniertes Ziel, das aber in Kürze schon überholt sein mag. "Diesen Sommer beginnt die Arbeit in Glasgow und London, und das nächste Semester planen wir mit der Unterstützung von mehr als 100 Freiwilligen, mindestens, in Manchester ", so John.

Ausführliche Informationen, auch zur finanziellen Mitarbeit bei ReachOut! unter:

ReachOut!

The Children’s Centre

30 Selworthy Road

Moss Side

Manchester

M16 7AH

Tel: 44 161 226 7633

Email: info@reachoutuk.org www.reachoutuk.org