Die Gleichung Arbeit - Familie ist eine Herausforderung

Jorge Claude, Chile

Ich bin in Chile geboren; meine Eltern waren beide französischer Abstammung. Von Anfang an waren sie darauf bedacht, uns zu wertvollen Menschen zu erziehen und außerdem ein gutes Verhältnis zu meinen Geschwistern und zu mir aufzubauen. Mit Wehmut erinnere ich mich an die interessanten, inhaltsreichen Tischgespräche, die wir selbst noch nach den Mahlzeiten fortführten.

Ich bin verheiratet und wir haben 12 Kinder. Auch wenn ich seit jeher fest entschlossen war, keine Zeit und Mühe zu scheuen, um mich der großartigen Aufgabe der Erziehung meiner Kinder zu widmen, bin ich mir doch völlig bewußt, dass sie nicht leicht zu bewältigen ist.

Mein Beruf ist sehr aufreibend. Zu der Frage, wie man das Familienleben pflegen sollte, kann ich, ohne den vielen anderen Möglichkeiten Abbruch tun zu wollen, folgende mir nützlich scheinende Ratschläge beitragen: Vor allem sollte man viel für die Ehefrau und die Kinder beten. Persönlich empfehle ich sie täglich ihrem Schutzengel, bete für jeden einzelnen ein Gebet - das Memorare - zur Gottesmutter und opfere je ein Geheimnis des Rosenkranzes für meine Frau und meine Kinder auf. Außerdem bete ich für alle mindestens einmal am Tag das Gebet des Gebetszettels zum heiligen Josefmaria (wenn jemand besondere Probleme hat, bete ich natürlich mehr für ihn).

Dann heißt es Zeit haben für jeden, und als erstes für die eigene Frau. "Wenn du Ordnung hältst, wird sich deine Zeit vermehren und du wirst Gott mehr Ehre geben, da du ihm besser dienen kannst." Dieser Satz stammt vom heiligen Josefmaria. Meine Frau und ich haben die Gewohnheit, einmal im Halbjahr ein Wochenende allein miteinander zu verbringen und während der Woche regelmäßig gemeinsam essen zu gehen.

Was die Kinder angeht, so müssen sie einfach merken, dass ihr Vater Zeit für sie hat. Ich handhabe es so, dass ich mit jedem Kind ein Eis essen gehe oder eine Runde mit ihm drehe. So kann sich jedes trotz der vielen Geschwister immer wieder einmal als "Einzelkind" fühlen. Ein weiterer sinnvoller Einsatz ist, sie je nach Alter nachmittags oder auch spätabends von ihren Freizeiaktivitäten abzuholen, denn bei dieser Gelegenheit ergibt sich leicht ein gutes Gespräch, da sie entspannt und zufrieden sind. Das gilt übrigens für jedes Alter, denn die Kinder sollten von klein daran gewöhnt werden, sich mit ihrem Vater zu unterhalten.

Besonders wichtig und schön ist es für die Eltern, die Kinder in das praktische Glaubensleben einzuführen, so dass es für sie zu etwas Selbstverständlichem wird. Bei uns gehören, abgesehen von der Sonntagsmesse, das Tischgebet und, um 12 Uhr mittags, der "Engel des Herrn" zum normalen Alltag. Auch machen meine Frau und ich jedem Kind das Kreuzzeichen auf die Stirn, wenn wir ihnen abends in ihrem Zimmer "Gute Nacht" sagen. Dieses "Ritual" wird von den Kindern sehr geschätzt und, wenn es fehlt, sogar eingefordert.