Betrachtungstext: Hochfest der Allerheiligsten Dreifaltigkeit

Die Dreifaltigkeit wohnt in unserer Seele – Die Liebe von Vater, Sohn und Heiligem Geist – Der Heilige Geist führt uns zu Christus und zum Vater

IM HOCHFEST der Allerheiligsten Dreifaltigkeit, das wir heute begehen, kulminiert, was sich in den Ostertagen zugetragen hat: Tod, Auferstehung und Himmelfahrt des Herrn sowie die Ausgießung des Heiligen Geistes am Pfingsttag. Mit Lob und Anbetung der Dreifaltigkeit, die sich uns in Jesus Christus gezeigt hat, hebt die liturgische Feier an: „Gepriesen sei der dreieinige Gott: der Vater und sein eingeborener Sohn und der Heilige Geist; denn er hat uns sein Erbarmen geschenkt.“1 Die Dreifaltigkeit ist nicht nur das Geheimnis der Identität Gottes. Sie ist auf besondere Weise auch das Geheimnis seiner erbarmenden Liebe zur Welt und zu jedem einzelnen von uns.

„Ich taufe dich“, sagte einst ein Priester, während er dreimal Wasser über unseren Kopf ausgoss, „im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ In seinem großen Werk über die Dreifaltigkeit erläuterte der heilige Bischof Hilarius im 4. Jahrhundert die Taufformel mit profunder Theologie: „Zu taufen befahl [der Herr] ,im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes‘, das heißt also im Bekenntnis des Urhebers und des Eingeborenen und des Geschenkes. Urheber von allem ist nur ,einer. Denn ,einer‘ ist Gott Vater, aus dem alles [Ursprung und Dasein hat]; und ,einer‘ ist unser Herr Jesus Christus, durch den alles geschaffen ist; und ,einer‘ ist der Heilige Geist, Geschenk in allen [Gnadengaben und Gläubigen].“2

Die Dreifaltigkeit hat uns als Kinder in ihr göttliches Inneres hinein genommen. Das Taufwasser hat uns dazu befähigt, mit den drei Personen in Beziehung zu treten. Ja, mehr noch: Wir wurden für diese Liebesbeziehung geschaffen; um dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist Ehre zu geben. Der heilige Josefmaria sagte dazu: „Ihr habt mich oft sagen hören, dass sich Gott im Zentrum unserer im Gnadenstand befindlichen Seele befindet; und dass wir deshalb alle einen direkten Draht zu Gott, unserem Herrn, haben. Welchen Wert haben alle irdischen Dinge im Vergleich mit dieser wunderbaren göttlichen Wirklichkeit? Am anderen Ende der Leitung erwartet uns (…) die gesamte Dreifaltigkeit: der Vater, der Sohn und der Heilige Geist, denn wo sich eine dieser göttlichen Personen befindet, da sind auch die anderen zwei zugegen. Wir sind nie allein.3


JEDES MAL, wenn wir das Kreuzzeichen machen, erinnern wir uns an den Namen Gottes, auf den wir getauft wurden. Die Feier der Eucharistie beginnt und endet mit dem Zeichen des Kreuzes. Oftmals beginnen und beenden wir so auch unser Gebet. Es gibt auch Menschen, die sich bekreuzigen, wenn sie ihr Haus betreten oder verlassen. Papst Benedikt unterstreicht den Nutzen dieser Andacht: „Im Kreuzzeichen und im Namen des lebendigen Gottes ist die Verkündigung enthalten, die den Glauben erweckt und das Gebet beseelt.4

Paulus erinnert uns daran, dass wir auf Vermittlung Jesu zu Gott unterwegs sind, in der Liebe, die ausgegossen ist in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist (Röm 5,5). Diese Hoffnung lässt nicht zugrunde gehen (ebd.). In der Fülle der Zeit wollte uns Gott Vater sein Innerstes offenbaren, um uns durch das Erlösungswerk seines Sohnes und kraft der Gnade seines Geistes zu seinen Kindern zu machen. Seine Liebe setzt das Werk unserer Erlösung und Heiligung fort. Von der heiligen Mutter Teresa wird erzählt, dass sie eines Tages auf der Straße eine von Wunden übersäte alte Frau vorfand und anfing, sie zu reinigen. Eine andere Frau kam dazu und fragte sie: „Warum machen Sie das? Kein Mensch macht doch derartige Dinge. Wer hat Sie das gelehrt?“ Die Wohltäterin antwortete: „Mein Gott lehrte mich das.“ Da fragte die Alte: „Wer ist dieser Gott? Und Mutter Teresa sagte bloß: „Du kennst meinen Gott. Mein Gott heißt Liebe.

Gott ist Liebe, „nicht in der Einzigkeit einer Person“, wie wir heute in der Präfation beten, „sondern in den drei Personen des einen göttlichen Wesens5. „Das ist keine sentimentale, rein gefühlsbedingte Liebe, sondern die Liebe des Vaters, der am Ursprung allen Lebens steht, die Liebe des Sohnes, der am Kreuz stirbt und aufersteht, die Liebe des Geistes, der den Menschen und die Welt erneuert“6, betont Papst Franziskus. Gott ist kein fern lebendes, einsames Wesen, dem das Schicksal des Menschen gleichgültig ist; er ist Familie, eine unerschöpfliche Quelle sich hingebenden Lebens.


IN SEINER REDE beim Letzten Abendmahl verkündet und verspricht Jesus die Aussendung des Heiligen Geistes: Er wird für die Jünger Trost und Kraft sein. Der Herr nennt ihn Geist der Wahrheit, denn er wird uns in der ganzen Wahrheit leiten. Denn er wird nicht aus sich selbst heraus reden, sondern er wird reden, was er hört, und euch verkünden, was kommen wird (Joh 16,13). Der Heilige Geist wird der Botschaft des Messias nichts Neues hinzufügen; denn er wird von dem, was mein ist, nehmen und es euch verkünden, sagt Jesus (Joh 16,14). So wie Jesus Christus sagt, was er vom Vater hört und empfängt, „so ist der Heilige Geist Sprachrohr Christi (…)“, merkt Papst Benedikt an. „Er führt uns nicht an andere, von Christus entfernte Orte, sondern immer tiefer in das Licht Christi hinein.7

Nach Worten des heiligen Gregor von Nazianz „hat das Alte Testament den Vater deutlich, den Sohn nur dunkel verkündet. Das Neue Testament hat den Sohn geoffenbart, die Gottheit des Geistes aber nur dunkel angedeutet. Jetzt wohnt der Geist unter uns und gewährt uns eine deutlichere Offenbarung seiner selbst.“8 Und dieser Geist wirkt, sofern er Bereitschaft vorfindet, wie der heilige Augustinus sagt, so: Er „lehrt die Gläubigen, soweit einer das Geistige fassen kann, und entzündet ihre Herzen mit größerem Verlangen, wenn einer in der Liebe zunimmt, in welcher er das Erkannte liebt und das noch zu Erkennende anstrebt.9

„Die maßlose und unentgeltliche Liebe des Vaters, die Jesus am Kreuz geschenkt hat (...),“ sagt Papst Franziskus, „hat mit dem Wirken des Heiligen Geistes ein neues Licht auf der Erde und in jedem menschlichen Herzen erstrahlen lassen, das ihn aufnimmt.“10 So wie beim Zerbrechen eines Parfumgefäßes sich dessen Duft überall verbreitet, so wurde beim Brechen des Leibes Christi am Kreuz sein Geist in die Herzen aller ausgegossen11. Wir bitten Maria, die Tochter, Mutter und Braut Gottes, uns zu helfen, Zugang zur Dreifaltigkeitsfamilie zu finden, um die Liebe zu leben und zu bezeugen, die unserem Dasein Sinn verleiht.


1 Eröffnungsvers der hl. Messe vom Hochfest.

2 Hl. Hilarius, Zwölf Bücher über die Dreifaltigkeit, Buch 2, 1, 33.35.

3 Hl. Josefmaria, Aufzeichnungen einer Predigt, 8.12.1972.

4 Benedikt XVI, Angelus-Gebet, 30.5.2010.

5 Präfation der hl. Messe vom Hochfest.

6 Franziskus, Angelus-Gebet, 26-V-2013.

7 Benedikt XVI, Predigt, 7.5.2005.

8 Hl. Gregor von Nazianz, Rede 31, 25-27 (PG 36, 159).

9 Hl. Augustinus, Vorträge über das Johannesevangelium, 97, 1.

10 Franziskus, Angelus-Gebet, 11.6.2017.

11 Vgl. Hl. Hippolyt, Kommentar zum Hohelied 13,1.