10 Fragen zum hl. Josefmaria an Bischof Javier Echevarría

Wurde der hl. Josefmaria nie müde, Gott zu dienen? Wie reagierte er angesichts seiner Irrtümer und der Schwierigkeiten? Was war sein Geheimnis, um Gott treu und immer in ihn verliebt zu sein? Die Antworten gab Bischof Javier Echevarría, der heutige Prälat des Opus Dei, der mehr als zwanzig Jahre an seiner Seite lebte und arbeitete.

Bischof Javier Echevarría, Prälat Álvaro del Portillo und der hl. Josefmaria in Rom, 1969

Seit 1950 stand Bischof Javier Echevarría in direktem Kontakt mit dem hl. Josefmaria, der ab 1956 noch intensiver und beständiger wurde, als er zum Custos des Gründers des Opus Dei gewählt wurde. Er war damit einer der beiden Priester, die in Übereinstimmung mit den Statuten des Opus Dei dem Vater in seinem materiellen und geistlichen Leben und bei seiner tägliche Arbeit zur Seite stehen und ihn auf alles aufmerksam machen, was sie für angebracht halten.

1. Der hl. Josefmaria ist seit dem Jahr 1928 mit seiner Verkündigung von der allgemeinen Berufung zur Heiligkeit zum Vorläufer des Zweiten Vatikanums geworden. Wie war seine persönliche Antwort auf diesen Ruf Gottes?

Er wurde nie müde, Gott näher zu kommen. Er kämpfte gegen die kleinsten Fehler und forderte von sich mit dem Eifer einer verliebten Menschen, der mit all seiner Liebe dem gefallen will, den er liebt. Das tat er täglich, in schwierigen und in einfachen Dingen, in wichtigen Aufgaben und in solchen, die ohne Bedeutung scheinen. Ich war fast zwanzig Jahre an seiner Seite und kann sagen, dass er immer dankbar die Vorschläge oder Hinweise annahm, die wir ihm machten.

Heiligkeit – so sagte er – bedeutet, beständig gegen die eigenen Fehler zu kämpfen. Heiligkeit bedeutet, die Pflicht jeden Augenblicks zu erfüllen, ohne Entschuldigungen zu suchen. Heiligkeit bedeutet, den anderen zu dienen, ohne Kompensationen irgendwelcher Art zu wünschen. Heiligkeit bedeutet, sich um die Gegenwart Gottes zu bemühen, den beständigen Umgang mit ihm im Gebet und in der Arbeit, die in einem ausdauernden Gespräch mit Gott verschmelzen. Heiligkeit ist der Eifer für die Seelen, der dazu führt, sich selbst zu vergessen. Heiligkeit ist die positive Antwort jeden Augenblicks auf unsere persönliche Begegnung mit Gott.

Er kämpfte ernsthaft darum zu leben, was er lehrte. Bis zu seinem letzten Tag auf dieser Erde bat er seine beiden Söhne, die Custodes – die in seiner nächsten Nähe waren –, ihm zu helfen, frömmer, froher, optimistischer zu sein, besser seine Pflicht zu erfüllen, die Krankheit besser zu tragen, ohne Ermüdung zu arbeiten und sich vollständig hinzugeben. Ich glaube, ich kann ganz objektiv sagen, dass er Gott bewusst nie nein gesagt und seinen Bitten nie halbherzig entsprochen hat.

Der hl. Josefmaria und Prälat Álvaro del Portillo während eines Treffens<br> mit jungen Frauen in "Villa Sacchetti" (Rom)

2. Können Sie kurz einige Aspekte seines Bemühens um Verbesserung des eigenen Charakters beschreiben, die den Lesern helfen können, zu verstehen wie der hl. Josefmaria war?

Er musste sehr auf seinen schnellen und spontanen Charakter achten, und auch auf die helle Entrüstung, die ihn überfiel, wenn er sah, dass man etwas schlecht machte oder nicht so gut, wie es sein sollte. Das war sicher eine Schwäche.

Aber diese Züge, die sich zu ziemlichen Fehlern hätten auswachsen könne, dienten ihm als Stützpunkte, um seine Persönlichkeit zu bereichern und wurden zum Fundament der Festigkeit, die er später brauchte, um sich dem zu stellen, was Gott für ihn vorgesehen hatte. So wandelte sich die Ungeduld in heilige Kühnheit und das impulsive Temperament in Strenge gegen sich selbst und Verständnis mit den anderen Menschen. Häufig vertraute er uns an, was er tief im Herzen trug: “Ich bitte euch um Verzeihung für den Ärger, den ich jedem von euch bereitet haben könnte. Ich versichere euch, und das ist wirklich ein Anliegen von mir, dass ich wissentlich niemanden mit meiner Art zu sein abtöten will. Jedenfalls bitte ich euch um Verzeihung, wenn ich jemandem mit meiner Art zu sein oder zu handeln lästig gefallen sein sollte.”

Er ließ sich niemals von seinem Ich mitreißen, er beherrschte die primo primi (ersten Impulse) und bemühte sich, mit reiner Absicht zu sprechen und zu handeln, während er im Dienst an Gott und den Seelen stand.

Immer wieder bat er uns, ihm zu helfen; ich habe ihn kämpfen gesehen gegen diese feinen Fäden, die sich, wenn man sie nicht beachtet, in Fesseln verwandeln und von Gott trennen. Er erreichte am Ende eine heitere Gleichmütigkeit und seine außerordentliche temperamentale Vitalität wurde immer mehr von Klugheit und Stärke gemäßigt.

3. Wie reagierte er angesichts seiner Irrtümer?

Wenn er merkte, dass er sich geirrt hatte, reagierte er mit Schmerz aus Liebe und gleichzeitig stützte er sich mehr auf die Gnade. Er pflegte zu sagen: “Ich bin nichts, ich habe nichts, ich kann nichts, ich bin nichts, aber auch gar nichts wert, aber mit ihm, mit Gott kann ich alles: omnia possum in eo qui me confortat [alles vermag ich in dem, der mich stärkt, Philipper 4, 13]. Meiner Ansicht nach lehrte er viele Menschen, ihre Komplexe, Traurigkeiten, Ängstlichkeiten und Fluchttendenzen im geistlichen Leben zu überwinden, weil er ihnen zeigte, dass Gott sie mit diesen Schwächen hatte zur Welt kommen lassen, sie aber gleichzeitig dazu rief, sich zu heiligen; daher konnten sie, zusammen mit ihm, alles erreichen.

In Barcelona (Spanien), November 1972

Er sagte etwa: “Unsere persönlichen Stärken haben nur einen Namen, sie heißen einfach: Schwäche. Ich habe eine lange Lebenserfahrung. Wir werden nur stark sein, wenn wir uns total bewusst sind, dass wir schwach sind. Wenn wir denken, dass wir aus uns selbst stark sind, würden sir sofort auf die Nase fallen, mitten in den stinkendsten Unrat hinein.”

Auf die Worte des Evangeliums Bezug nehmend: Nicht die Gesunden bedürfen des Arztes, sondern die Kranken (Matthäus, 9, 12), sagte er einmal: “Das ist den ganzen Tag über mein Gebet gewesen: Herr, hier bin ich, ein chronisch Kranker. Ich brauche dich!”

Ganz besonders hat sich mir eine Bitte eingeprägt, die er 1950 an mich richtete, als ich gerade einmal zwanzig Jahre alt war. Mit seiner Spontaneität eines Verliebten vertraute er mir an: Heute schmerzt mich mein Mangel an Fömmigkeit, hilf mir doch, Genugtuung zu leisten. Diese Dringlichkeit beeindruckte mich sehr, denn ich kannte seine Bemühung, sehr fromm zu sein.

4. Wurde er dieses Kampfes, besser zu werden und den anderen zu dienen, nicht müde?

Er dachte oft daran, dass eine Mutter und ein Vater immer in Abhängigkeit von ihren Kindern leben, auch wenn sie am Ende des Tages erschöpft sind. Dieses Beispiel wandte er auf sein Leben an, um die Müdigkeit zu überwinden und der Bequemlichkeit keine Chance zu geben.

1968 hörte ich ihn sagen: “In diesen vierzig Jahren habe ich immer, wenn ich merkte, dass ich kaputt und müde war, voller Vertrauen gebetet: Jesus, Herr, ich ruhe aus in dir. Meine Mutter Maria, ich ruhe aus in dir!”

Angesichts dessen, was schwer fällt, sagte er immer wieder: “Herr, was wirst du mir geben, wenn du so viel von mir verlangst!” Einmal sagte er zu uns: “Ich möchte euch sage, wie oft ich mich allein zwischen dem Himmel und der Erde befunden habe und mich am Gebet festhalten musste. Ich habe viele Jahre allein verbracht, nur an Gott geklammert, leidend, aber voller Hoffnung. So habe ich viele Jahre verbracht: et tuus calix uberrimus, quam praeclarus est! Diesen Kelch, den mir Gott, unser Vater, reichte, durfte ich nicht abweisen.”

5. Hatte er niemals Glaubenszweifel oder Probleme, auszuharren? Überwältigte ihn nicht die Traurigkeit angesichts der Schwierigkeiten?

Er zweifelte nie an Gott und seinen Wahrheiten. Und dort fand er auch die Kraft, um den Glauben weiter zu leben, mit immer größerer Überzeugung, auch wenn der Körper Ermüdungserscheinungen zeigte oder er die Erschöpfung fühlte, die die Arbeit mit sich brachte. “Gott – so sagte er oft ganz plastisch – kann nicht enttäuschen.”

"vor Gott gibt es keine Misserfolge, wenn wir nur seine Ehre gesucht haben."

Er versicherte mir oft, dass er tief an die Heiligste Dreifaltigkeit und an alle von Gott geoffenbarten Wahrheiten glaube.

Angesichts der Versuchung zur Müdigkeit, die einen aus dem Gleichgewicht bringen kann, äußerte er sich 1966 folgendermaßen: “Mich stimmt der Gedanke traurig, dass es Menschen gibt, die mit der Entschuldigung, dass sie müde sind, die Front verlassen. Ich habe Verständnis dafür, dass man müde wird – ich arbeite schließlich schon viele Jahre lang gegen den Strich –, aber dann muss man darüber sprechen, ohne vorzeitig seinen Posten aufzugeben. Im Gebet und in der Arbeit treu auszuharren, auch wenn es schwer fällt, ist ein Opfer, das Gott von uns erwartet.

So wie er auch von uns erwartet, dass wir nicht traurig werden und uns mutlos zurückziehen, wenn wir Niederlagen erleiden – wenn wir menschlich unterliegen, möchte ich sagen –, denn vor Gott gibt es keine Misserfolge, wenn wir nur seine Ehre gesucht haben. Es ist dann der Augenblick gekommen, daran zu denken, dass die Pläne Gottes machmal nicht mit den unseren übereinstimmen. Wir dürfen nie traurig werden. Angesichts des widrigen Ergebnisses muss unsere Großzügigkeit noch wachsen, aus dem einfachen Grund, weil wir aus Liebe leben.

“Auf der Erde – so erklärte er – können wir niemals die Ruhe der Bequemen genießen, die einfach nur dahinleben, weil sie an eine gesicherte Zukunft glauben. Unser aller Zukunft ist unsicher, in dem Sinn, dass wir Gott jederzeit verraten, unsere Berufung verleugnen oder den Glauben aufgeben können. Daher müssen wir jeden Tag den Vorsatz fassen, immer wieder neu zu kämpfen.”

6. Was war sein Geheimnis, um Gott treu und immer in ihn verliebt zu sein, so wie ihn viele Menschen beschrieben haben?

Gott möchte, "dass wir ihn immer begleiten, ob es kalt oder heiß ist, wenn wir gesund sind, wenn wir krank sind, wenn wir Lust haben und wenn wir keine haben; er wird unser nie müde, weder uns zuzuhören noch uns zu empfangen".

Er unterließ es nie, den Umgang und das vertrauensvolle Zwiegespräch mit Gott zu suchen, auch in Augenblicken großer Arbeitsbelastung oder starker Leiden. Eines Tages im jahr 1969 vertraute er Prälat Alvaro del Portillo und mir an. “Gestern nachmittag war ich sehr müde und ich ging, um das Gebet zu halten. In der Kapelle sagte ich zum Herrn: Hier bin ich wie der treue Hund zu Füßen seines Herrn; ich habe nicht einmal die Kraft, dir zu sagen, dass ich dich liebe. Du kannst es ja sehen! Andere Male sage ich ihm: Hier bin ich wie die Wache am Tor, um dir alles zu geben, was ich habe, auch wenn es sehr wenig ist.”

Und er ging zum Gebet in der Gewissheit, dass Gott die mögliche Trockenheit in wirksame Hilfe für die apostolische Aufgabe der Kirche umwandeln würde. “Er erwartet keine hübschen Sätze und komplizierten Gebete; Er möchte, dass wir ihn immer begleiten, ob es kalt oder heiß ist, wenn wir gesund sind, wenn wir krank sind, wenn wir Lust haben und wenn wir keine haben; er wird unser nie müde, weder uns zuzuhören noch uns zu empfangen.”

7. Gab es also Augenblicke in seinem Leben, in denen es ihm schwer fiel zu beten, in dem ihm nichts einfiel und er Gott nicht spürte?

Am 26. November 1970 sagte er zu mir: “Gestern konnte ich nicht einmal zwei Avemaria andächtig hintereinander beten; wenn du gesehen hättest, wie ich gelitten habe! Aber wie immer habe ich weiter gebetet, obwohl es mir schwer fiel und ich es kaum vermochte. Herr, hilf mir!, habe ich zu ihm gesagt, du musst die großen Dinge voranbringen, die du mir anvertraut hast, denn du merkst ja wohl, dass ich nicht einmal zu den kleinsten fähig bin; wie immer gebe ich mich in deine Hände.”

In Rom, 1973

Und im November desselben Jahres vertraute er sich den Mitgliedern des Generalrates des Opus Dei an: Trockenheit, meine Söhne, das ist meine momentane Verfassung. Mich stützt Gott, denn ich bin ein schmutziger Sack. Ich suche ohne Unterlass die Vereinigung mit Gott, und der Herr schenkt mir auch einen großen Frieden und eine große Gelassenheit; aber ich fühle mich trocken im Gebet, auch in den mündlichen Gebeten. Es gibt Tage, an denen ich kein Avemaria mit klarem Verstand beten kann; sofort zerstreue ich mich. Aber ich mache weiter und kämpfe ohne inne zu halten; immer ich bete alles, was ich beten soll. Ich bete, ich bete stets und versuche, alles mit Liebe zu erfüllen und die Umstädne, in denen ich mich befinde, auszunutzen. Jetzt in diesem Moment mache ich den Vorsatz, heute nachmittag den Rosenkranz gut zu beten. Warum erzähle ich euch das? Weil ich das Bedürfnis dazu verspüre. Niemals sage ich euch etwas, das euch schaden könnte. Ich weiß, dass das, was ich euch gerade als meine Situation bekannt habe, euch helfen wird; denn auch ihr, oder einige von euch, werdet eines Tages dieselbe Trockenheit spüren, durch die ich jetzt gehe. Und das ist dann der Moment, weiter zu beten, das mentale und das mündliche Gebet weiterhin zu pflegen wie in den Augenblicken, in denen es einem leichter fällt.”

8. Wie hat sich der junge Josefmaria dazu entschieden, Priester zu werden?

Ich habe ihn oft erzählen hören, wie er die ersten Vorahnungen seiner Berufung zum Dienst an Gott als Priester hatte, als er fünfzehn oder sechzehn Jahre alt war. Er begriff bereits damals, dass Gott sich von ihm abhängig machte, und in seine Seele brach die übernatürliche Unruhe ein, ihn zu suchen, zu betrachten, Umgang mit ihm zu haben, ihn immer stärker zu lieben. Wenn er sich auf diese Verliebtheit bezog, die sein ganzes Sein überwältigte, erkannte er voller Natürlichkeit an, dass sie “die erste und einzige Liebe” war, die in ihm gewachsen war, ohne dass er sich an sie gewöhnte oder ihrer müde wurde. Sein Entschluss, Priester zu werden, gründete sich einzig und allein auf den Wunsch, den Willen Gottes hinsichtlich einer konkreten Bitte an ihn zu erfüllen, die ihm aber in den ersten Zeiten noch nicht klar erkennbar war. Er war tief davon überzeugt, dass er als Priester besser vorbereitet sein würde, die Stimme Gottes zu hören.

In Spanien, im Oktober 1968. Der hl. Josefmaria bemühte sich täglich um eine größere Andacht, besonders während der heiligen Messe.

Er nahm diesen Ruf voller Optimismus an. Er ging nicht als Opfer ins Priesterseminar, so als leiste er einen heroischen Verzicht. Zwar wusste er um die Verzichte und Opfer, die dieser Schritt mit sich brachte, und auch was er für seine Familie bedeutete, die alle ihre Träume und Erwartungen hinsichtlich seiner Zukunft aufgeben mussten. Aber keine dieser Überlegungen war ein Hindernis für seine Bereitschaft, sich dem Willen Gottes zur Verfügung zu stellen.

9. . Können Sie uns noch mehr von dieser ersten und einzigen Liebe des hl. Josefmaria erzählen?

Mich hat überrascht, wie er sich jeden Tag mehr in Gott verliebte, was in seinem Umgang mit Gott durchschien. Man versteht sehr gut, dass er versicherte, sich jung zu fühlen, mit “der Jugend Gottes”; denn es schien jene brennende Liebe des jungen Menschen durch, der keine Rücksicht nimmt auf Hindernisse, wenn er bei dem sein will, den er liebt. Oft sagte er am Ende des Tages zu Prälat Alvaro del Portillo und zu mir, er sei überzeugt, die beste Wahl getroffen zu haben, und er wolle weiter dazu stehen mit der Ganzhingabe seiner armseligen Person, obwohl er körperlich erschöpft war, wie es an seinem Lebensabend der Fall war. “Ich versichere euch – so sagte er damals – dass meine Liebe innerlich immer mehr wächst, denn meine Überzeugung, dass Gott jeden Einsatz wert ist, ist so stark wie eh und je.”

Er zitierte auch häufig einen Satz aus seiner spanischen Heimat: “Liebe vergilt man mit Liebe.” Er wandte ihn auf die Bereitschaft an, in jedem Augenblick für Gott da zu sein, ohne irgendwelche Bedingungen zu stellen. Im Jahr 1966 etwa hörte ich ihn sagen: “Wenn ich in irgendeiner Hinsicht etwas eindeutig und klar von mir selbst sagen kann, dann, dass ich niemals getan habe, was ich wollte, das, was mir Spaß gemacht hätte. Schließlich wäre ich dann heute Anwalt oder Historiker, wenn es von mir abgehangen hätte, jedenfalls kein Priester des Opus Dei. Und dennoch bin ich so glücklich wie sonst niemand, einfach weil ich den Willen Gottes erfüllt habe, und zwar, weil ich es so wollte, weil ich auf seine Liebe geantwortet habe. Daher fühle ich mich auch nicht gefesselt. Ich lebe in der vollen Freiheit der Liebe zu Gott.”

10.Wenn der hl. Josefmaria vom Opus Dei sprach, sagte er, dass Gott ihn sehen ließ. Was bedeuten diese Worte? Gab es ein Eingreifen seitens Gottes?

Er hat das auf viele Arten und Weisen ausgedrückt. Mir kommen jetzt gerade die in den Sinn, die von seiner Liebe zu Gott sprechen, von “diesen göttlichen Ketten, die mich ans Werk fesseln und die ich wie verrückt liebe. Ich möchte sie nie zerbrechen, nicht einmal lösen, auch wenn sie mich manchmal festhalten, mich belasten, denn ich bin überzeugt, dass Gott mich ganz für sich haben wollte auf diesem Weg und durch diesen Geist, den er uns gegeben hat”.

Und ein anderes Mal, als er über einen Text aus dem Buch der Sprichwörter sprach, «testis fidelis non mentitur; profert autem mendacium dolosus testis» [“Ein zuverlässiger Zeuge lügt nicht, aber ein falscher Zeuge flüstert Lügen zu”; Sprichwörter 14, 5], fügte er hinzu: “Darin liegt die Wirksamkeit unseres Lebens, dass wir dem Willen Gottes absolut treu sind. Mit unserem Verhalten und unserer treuen Antwort geben wir Zeugnis, sind wir apostolisch, helfen wir den anderen in ihrer Aufgabe, sich zu heiligen. Das entspricht dem Weg, den Gott uns vorgezeichnet hat.”

Auszug aus dem Buch: Memoria del beato Josemaría Escrivá, Javier Echevarría y Salvador Bernal, Rialp, Madrid, 2000