Natürlichkeit, Aufrichtigkeit, Freude

Zum 100. Geburtstag von Bischof Álvaro del Portillo – von Georg Dietlein

Am 11. März 2014 hat die Kirche den 100. Geburtstag eines Menschen begangen, von dem sie glaubt, dass er bereits bei seinem himmlischen Vater angekommen ist: Bischof Álvaro del Portillo, geboren am 11. März 1914 in Madrid, gestorben am 23. März 1994 in Rom, erster Prälat des Opus Dei und rechte Hand des heiligen Josefmaria Escrivá. Am 27. September 2014 feiert die Kirche im Übrigen seine Seligsprechung. Damit folgt er dem Seligen Papst Johannes Paul II. nach, den die Kirche am 27. April 2014 heilig spricht und der Álvaro del Portillo 1991 zum Bischof weihte. Wie innig das Verhältnis dieser beiden großen Persönlichkeiten gewesen sein muss, beweist der Todestag del Portillos: Als der selige Papst Johannes Paul II. vom Tod seines guten Freundes erfuhr, machte er sich unmittelbar auf den Weg und betete vor seinem aufgebahrten Leichnam. So passt es gut, dass Papst Johannes Paul II. in demselben Jahr zur Ehre der Altäre erhoben wird, in dem sein Bischof Álvaro seliggesprochen wird.

Warum – so könnte man fragen – ist sich die Kirche darin so sicher, dass Álvaro del Portillo bereits bei seinem himmlischen Vater weilt? Worin kann er uns ein Vorbild sein?

„Natürlichkeit, Aufrichtigkeit, Freude – Das sind unentbehrliche Voraussetzungen für einen Apostel, um Menschen anzuziehen“, so schrieb der Gründer und erste Leiter des Opus Dei Josefmaria Escrivá einmal, dem Álvaro del Portillo 40 Jahre lang als engster Mitarbeiter zur Seite stand und den er als Oberhirte des Opus Dei nachfolgte. Natürlichkeit, Aufrichtigkeit und Freude – das sind zentrale Eigenschaften, die den seligzusprechenden Bischof Álvaro charakterisieren. Wer sich ein Foto oder ein Video mit Álvaro del Portillo ansieht, der wird bei ihm und den Menschen, denen er begegnet, immer ein Lächeln auf dem Gesicht finden. Bischof Álvaro lebte die christliche Freude, die nicht in oberflächlichen Vergnügungen oder einer kurzzeitigen Hochstimmung gründet, sondern im Vertrauen darauf, dass Gott sich in jeden einzelnen von uns verliebt hat und uns nahe sein möchte – eine Freude, die über das viele Leid in der Welt nicht hinwegsieht, sondern vielmehr im Kreuz Jesu Christi, in der liebenden Hingabe Gottes an die Menschen wurzelt und die vielen Unannehmlichkeiten und Prüfungen des Lebens mit Liebe, Wohlwollen und Hingabe auf sich nimmt.

Das unendlich große Gottvertrauen Álvaro del Portillos und die Gnade Gottes machten ihn zu Großem fähig. Fast 60 Jahre – von seinem 21. Lebensjahr bis zu seinem Tod – gehörte Álvaro del Portillo dem Opus Dei an. Er wurde Priester, wirkte am Zweiten Vatikanischen Konzil mit und begleitete die Errichtung des Opus Dei als Personalprälatur. Als Prälat des Opus Dei bereiste er zahlreiche Länder der Erde, um seiner „Familie“ ein wenig davon weiterzugeben, wie schön und erfüllend es sein kann, den Alltag – Familie, Ausbildung und Beruf– aus der Freundschaft mit Jesus Christus heraus zu gestalten, in seiner Gegenwart zu leben und selbst die geringste Tätigkeit mit größter Liebe zu erfüllen, weil Gott gerade auf die kleinen Dinge schaut.

Bei seinen apostolischen Reisen hat Bischof Álvaro del Portillo viel vom Feuer der Liebe Christi weitergeben und zahlreiche Samenkörner des Glaubens in die Herzen der Menschen einpflanzen können. Sein missionarischer Eifer in der ganzen Welt führte schließlich auch zu dem vom Heiligen Stuhl anerkannten Wunder, das Voraussetzung für seine Seligsprechung war: Auf die Fürsprache des Dieners Gottes Álvaro del Portillo wurde das neugeborene Kind José Ignacio Ureta Wilson aus Chile vollständig geheilt, nachdem es krank geboren und am 2. August 2003 einen Herzstillstand von mehr als einer halben Stunde erlitten hatte.

Darin ist uns Álvaro del Portillo ein Vorbild: „Don Alvaro strahlte Frieden, Freude, Einfachheit und eine apostolische Vision aus. Viele Menschen erinnern sich an ihn als an jemand, der seiner Lebensentscheidung für Gott immer treu blieb, der der Kirche und dem Heiligen Vater diente, der für den heiligen Josefmaria immer verfügbar war und diese Dienstbereitschaft auf die Seinen im Opus Dei und auf die Verwandten, Freunde und Kollegen ausdehnte. Er stärkte auf seinen Pastoralreisen Hunderttausende von Menschen in ihrer Treue zu Christus“, so Bischof Javier Echevarría, der gegenwärtige Prälat des Opus Dei.