Es änderte sich nichts - und doch alles

Gustavo Calvo, Reiter, Architekt und Maler

Viele Jahre lang, fast mein ganzes Leben, habe ich mich in der Welt der Pferde bewegt und bin in mehreren Reiter-Disziplinen aktiv gewesen: Pferdedressur, Teilnahme an nationalen und internationalen Reitturnieren in den drei olympischen Disziplinen (Dressurreiten, Springreiten, Geländeritt) sowie Training und Wettkampfvorbereitung für andere Reiter.

Als ich 24 Jahre alt war, war ich schon mitten im Architekturstudium, immer unterwegs in Sachen Pferde und im Begriff, zum ersten Mal meine Bilder auszustellen. Alles in allem ein Programm, das mich in Atem hielt und mir wenig Zeit ließ, über den Sinn meines Lebens nachzudenken. Aber genau dann nahm mein Leben plötzlich eine andere Richtung: Auf die Einladung eines Freundes hin machte ich Besinnungstage, die vom Opus Dei betreut wurden.

Worin bestand denn nun die Kehrtwendung in meinem Leben? Darin, dass sich nichts und doch alles änderte. Es war die vom Gründer des Opus Dei verkündete Botschaft von der Heiligung mitten in der Welt, die in mir eine tiefe Spur hinterließ. Durch Josemaría Escrivá wurde mir gesagt, dass ich als Architekt und als Maler heilig sein konnte und auch – das war für mich der umwerfendste Gedanke – auf dem Pferderücken. Nach diesen Besinnungstagen blieb ich in Kontakt mit dem Opus Dei, von dem ich vorher noch nichts gehört hatte.

Das alles passierte im Mai. Im Januar desselben Jahres hatte ich Pharao erworben, der - ich erzähle das für Liebhaber des Pferderennsports - ein Sohn von Epidor VIII und Perlera war. Ich gab ihm einen neuen Namen, Fausto (ohne auf Goethes Faust anspielen zu wollen), um ihn in die Welt der Springpferde einzuführen. Mir scheint es wichtig, Fausto in meiner Erzählung zu erwähnen, da ich mit ihm im Laufe von fünfzehn Jahren viele Preise gewann.

Für einen Sportler ist die Devise "beginnen und wieder beginnen" nicht schwer zu verstehen. Das Neue – für mich jedenfalls – war allerdings, sie auf das geistliche Leben anzuwenden. Trotzdem ging mir bei meinem Versuch, neue Wege eines vertieften geistlichen Lebens zu gehen, die Wahrheit dieses Grundsatzes immer mehr auf. Wenn man bei einem Wettbewerb gewinnt, lohnt es sich nicht, sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen, denn man muss sofort seine Energie auf die Vorbereitung des nächsten Wettkampfes konzentrieren. Aber ich lernte auch etwas Neues, nämlich zu beten und Gott, dem Herrn aller Dinge, zu danken, ihm den Sieg aufzuopfern und ihn sogleich um Hilfe für das nächste zu bitten. Und wenn man verliert, muss man innehalten und die Fehler analysieren, um sie auszumerzen.

Die Reisen und Turniere gingen also weiter, aber ich hatte nun einen Begleiter: Das Bewusstsein, in den Händen Gottes zu sein - und das veränderte alles ziemlich radikal. Für mich ist die Lehre von der Gotteskindschaft das Wichtigste, was ich meinem Kontakt zum Opus Dei zu verdanken habe. Seither nehme ich auf die Fürsprache des Gründers des Opus Dei vor und nach jedem Turnier Zuflucht zu Gott und suche seine Hilfe auch bei jeder Arbeit, die ich verrichte.

Wie lebensnah spricht Josemaría Escrivá im Weg über das lebenswichtige Training! "Du sagst mir: Wenn sich die Gelegenheit bietet, etwas Großes zu tun – dann! Dann? Willst du dir und mir allen Ernstes weismachen, du könntest in der übernatürlichen Olympiade ohne tägliche Vorbereitung und ohne Training siegen?" (Der Weg, 822)