Die Heilung eines Neugeborenen

Der Heilige Stuhl hat die vollständige Heilung des Kindes José Ignacio Ureta Wilson als Wunder anerkannt. Der Kleine hatte am 2.8.2003 einen über dreißigminütigen Herzstillstand erlitten.

José Ignacio war am 10.7.2003 in Santiago de Chile mit einem schweren klinischen Bild zur Welt gekommen: neben einer Omphalozele – einem Nabelschnurbruch, der die Leber und andere Baucheingeweide enthielt – litt er auch an einer Fallot-Tetralogie (einer angeborenen Herzfehlbildung mit vier Komponenten, bei der es zu einer Vermischung von sauerstoffgesättigtem und sauerstoffarmen Blut kommt).

Zwei Tage nach der Geburt wurde der Nabelschnurbruch operiert. Während der Operation kam es aufgrund der Unterkühlung zu einem ersten Herzstillstand. Zwischen dem 19. und 25.7. hatte der kleine Junge drei hypoxämische Anfälle (dabei fehlt Sauerstoff im Blut): einen am 19.7. aufgrund eines linksseitigen Lungenkollapses (Atelektase) und zwei weitere am 25.7. aufgrund des gleichen Problems an der rechten Lunge. Diese Ereignisse hatten ernste zerebrale Folgen: bei einer Ultraschall-Untersuchung am 28.7. fanden sich im Gehirn hypoxisch-ischämische Läsionen (also Schädigungen durch Sauerstoff-Unterversorgung aufgrund einer unzureichenden Durchblutung). Kurze Zeit später verschlechterte sich das klinische Bild weiter: in der Nacht vom 29. auf den 30.7. hatte Jose Ignacio eine epileptische Krise.

Zu diesem Zeitpunkt entschieden sich die Ärzte zu einer vorbereitenden Palliativoperation, der sogenannten Blalock-Taussig-Anastomose, die noch am selben Tag durchgeführt wurde.

Am 2.8. gegen 13.00 Uhr kam es zu einer akuten Herzinsuffizienz, die sich durch eine sehr verlangsamte Herzfrequenz und einen Blutdruckabfall manifestierte. Eine Stunde später wiederholte sich eine ähnliche Krise und man diagnostizierte eine massive Herztamponade: im Herzbeutel um den Herzmuskel herum hatte sich so viel Blut angesammelt, dass dadurch der normale Herzschlag behindert wurde. Trotz der angewandten Therapie verschlechterte sich die Situation zusehends und gegen 15.30 Uhr kam es zu einem Herzstillstand der zwischen einer halben und einer Dreiviertelstunde dauerte.

Die Ärzte begannen sofort mit Reanimations­maßnahmen wie Herzmassage, Perikardpunktionen und mehreren Bluttransfusionen. Die Punktionen hatten allerdings keinerlei Erfolg, weil es weiter blutete, was zu einer zunehmenden Verschlechterung führte: das Kind verlor mehr als 140 ml Blut, was über dem Gesamtblutvolumen eines Neugeborenen liegt.

Nach 30 bis 45 Minuten erfolgloser Bemühungen reduzierten die Ärzte, wie in solchen Fällen üblich, den Rhythmus der manuellen Beatmung und der Herzmassage, in der Annahme, das Kind sei gestorben. Da sprang plötzlich – ohne weitere therapeutische Maßnahmen und vollkommen unerwartet – das Herz des Neugeborenen von neuem an, bis es dann schnell auf einen stabilen Rhythmus von 130 Schlägen pro Minute kam.

Nach einem so langen Herzstillstand hätte man im Gehirn des Patienten, das ja durch die schweren Durchblutungsstörungen in den ersten Lebenstagen schon vorbelastet gewesen war, eine noch viel massivere Schädigung als am 28.7. erwarten müssen: Doch diese zeigte sich nicht.

Von da an verbesserte sich der Zustand von José Ignacio kontinuierlich, so dass er am 3.9. entlassen werden konnte. Jetzt, fast 10 Jahre später, führt er ein vollkommen normales Leben.

Die Eltern von José Ignacio hatten schon während der Schwangerschaft, in der es bereits viele Probleme gegeben hatte, für ihren Sohn die Fürsprache des Dieners Gottes Alvaro del Portillo angerufen. Eine Zeitlang trug die Mutter auf ihrem Leib einen Gebetszettel von Don Alvaro. Später klemmte sie auch einen Gebetszettel an das Kinderbettchen und bat ihre Freundinnen darum, dass sie die Fürsprache von Bischof del Portillo für die Genesung ihres Kindes anrufen sollten.

Am 2.8., während des langen Herzstillstandes, beteten die Eltern die ganze Zeit inständig und mit großem Glauben um die Heilung ihres Kindes und wiederholten ununterbrochen den Text des Gebetszettels. Die Mutter von José Ignacio sagt jedenfalls: „Ich meine, dass die Reanimation und unser inständiges Beten zusammenfielen mit dem Eintritt der Besserung. Ich denke, da gab es eine Parallele. (...) Jedenfalls habe ich in keinem Augenblick aufgehört, an ein mögliches Wunder zu glauben.“

2007 pilgerten die Eltern zum Grab von Bischof Alvaro del Portillo nach Rom, um ihm für die Gebetserhörung zu danken.

Da die Heilung des Kindes wirklich außergewöhnlich erschien, entschied der Kardinal Erzbischof von Santiago de Chile, gemäß den Instruktionen für solche Fälle, am 22.7.2008 per Dekret, dass ein Prozess super miraculo beginnen solle und ernannte für dessen Durchführung ein diözesanes Tribunal. Am 15.1.2010 bestätigte die Kongregation für die Heiligsprechungsverfahren die Gültigkeit der vorgelegten Prozessakten.

Am 18.10.2012 befasste sich das Ärztegremium der Kongregation für die Heiligsprechungsverfahren mit dem Fall. Dabei arbeiteten die Ärzte zwei verschiedene Aspekte der vorliegenden Heilung heraus: zum einen das vollständige Fehlen eines neurologischen Schadens in Folge des Herzstillstandes nach einer wiederholten zerebralen Schädigung durch Hypoxie und Ischämie in den ersten Lebenstagen, zum andern das Überleben des Neugeborenen als solches. Die Experten der Kongregation erklärten beide Tatsachen aus wissenschaftlichen Sicht für unerklärlich.

Anschließend wurde der Fall der Theologenkommission vorgelegt, die in ihrem Votum vom 15.12.2012 einen Zusammenhang zwischen der wunderbaren Heilung von Jose Ignacio und der Anrufung von Bischof Alvaro del Portillo für erwiesen und über jeden Zweifel erhaben erklärte.

Als letztes Gremium befanden die Kardinäle und Bischöfe der Kongregation für die Heiligsprechungsverfahren in ihrer ordentlichen Sitzung vom 4.6.2013 in Übereinstimmung mit den Ergebnissen des Ärztegremiums und der Theologenkommission, dass es zuverlässig erwiesen sei, dass der Fall als ein Wunder betrachtet werden müsse.

Papst Franziskus erklärte am 5.7.2013, nachdem er von Kardinal Angelo Amato, dem Präfekten der Kongregation für die Heiligsprechungsverfahren, einen Bericht über das hier Erläuterte vorgelegt bekommen hatte, die Beweise für ein von Gott auf die Fürsprache des Dieners Gottes Alvaro del Portillo gewirktes Wunder seien vorhanden.