Medizinerinnen helfen in der Kinderstation von Kimbondo (Kinshasa)

Vergangenen November bot sich uns die Gelegenheit zu einer ganz besonderen Reise nach Afrika.Unsere Gruppe bestand aus 6 Personen mit verschiedenen Ausbildungen im Gesundheitsbereich: zwei Ärzte, ein Zahnarzt, eine Pharmazeutin, eine Medizinstudentin und eine Krankenpflegerin.

Unsere Gruppe bestand aus 6 Personen mit verschiedenen Ausbildungen im Gesundheitsbereich: zwei Ärzte, ein Zahnarzt, eine Pharmazeutin, eine Medizinstudentin und eine Krankenpflegerin. Organisatorin der Reise war Rachel, die schon länger den Wunsch zur Teilnahme an einem humanitären Projekt gehegt hatte. Wir alle konnten in diesem Bereich auf keine Erfahrungen zurückgreifen und freuten uns darauf, eine andere Kultur entdecken und diese Zeit ohne Voreingenommenheit leben zu dürfen; wir wussten nicht, was uns erwarten würde…

Ein warmherziger Empfang

Bei unserer Ankunft am Abend wurden wir direkt am Flugzeug von Pater Hugo, dem Verantwortlichen für die Kinderstation des Spitals sowie weiteren Personen empfangen. Mit grossen weissen Geländewagen ging es dann während einer einstündigen Fahrt durch Kinshasa zum Spital. Die Strassen von Kinshasa boten ein faszinierendes Schauspiel: sie waren voller Leben, Gerüchen, Kiosken, Bars, Musik, Licht und Schatten,… Diese Stadt mit einer solch ungewöhnlichen Architektur sprudelte vor Lebendigkeit. Schliesslich erreichten wir in der Dunkelheit die Kinderstation von Kimbondo im Stadtteil Mont-Ngafula. Man zeigte uns noch unsere Zimmer mit den Betten sowie ein Badezimmer (das war Luxus!) und wir schliefen sofort ein.

Am folgenden Tag, Allerheiligen, begann der Tag mit der hl. Messe. Eine offene Kapelle voller Kinder, Djembes und überall freundliche Gesichter und Lächeln. Eine mehr als zweistündige Messe mit Tanz und Gesang … und bei einer solchen Dynamik konnte keine Langeweile aufkommen. Die Kinder sangen, kamen auf uns zu, wollten gehalten werden, unser Haar und unsere Haut berühren – kurzum, einfach bei uns sein. Bei diesem warmherzigen Empfang fühlten wir uns schnell zu Hause.

Bei diesem warmherzigen Empfang fühlten wir uns schnell zu Hause.

Zurückgelassene, kranke und behinderte Kinder – und froh!

Anschliessend besuchten wir die Versorgungsstation; wir sahen die Kardiologie und die Stationen für Tuberkulosefälle, für die HIV-Versorgung, für die Zahnbehandlungen, die Notfall- und Intensivpflegestation. Sie befinden sich in verschiedenen Häusern, die wie ein kleines Dorf angeordnet sind. Die Einwohner können mit ihren Kindern kommen, und diese werden unentgeltlich versorgt. Während der Dauer der Untersuchungen oder der Versorgung, die manchmal mehrere Tage dauern können, bleiben die Eltern vor Ort und warten geduldig. Sie stehen dem Arzt oder der Pflegeperson für Auskünfte zur Verfügung, und kümmern sich weiterhin um ihre Kinder, geben ihnen zu Essen usw.

Neben der Versorgungsstation gibt es auch Häuser für Waisenkinder. Zurzeit befinden sich dort über 800 Kinder, deren Eltern verstorben sind oder die verlassen und in der Strasse aufgefunden wurden. Die Kinder sind nach Altersklassen und ab einem gewissen Alter auch nach Geschlechtern untergebracht. Im Haus « Néo » (Abkürzung für den französischen Begriff « Néonatologie ») befinden sich die Null- bis Dreijährigen. Es gibt einen kleinen gedeckten Innenhof sowie zahlreiche Schlafsäle, in denen jeweils mehrere Kinder untergebracht sind. Sobald wir eintreten, umringen uns die kleinen, barfüssigen Kinder, heben die Arme und rufen: « Mundele, mundele! », was auf Deutsch Weisser bedeutet. Wir werden von allen Seiten belagert – wie schade, dass wir nicht mehr Arme haben, um jedes Kind umarmen zu können.

In der Casa Patrick leben die behinderten Kinder. Die körperlich und/oder psychisch behinderten Kinder sitzen oder liegen drinnen oder draussen auf dem Boden. Trotz ihrer Behinderungen und Leiden empfangen sie uns mit solch einer Freude und strahlen einen inneren Frieden aus, dass uns das Herz schmilzt.

Trotz ihrer Behinderungen und Leiden empfangen sie uns mit solch einer Freude und strahlen einen inneren Frieden aus, dass uns das Herz schmilzt.

Jede hilft auf ihrem Fachgebiet

In der nächsten Zeit verbringen wir unsere Tage damit, dort zu helfen, wo man uns braucht und wie immer wir es können. Gabriella konnte bei den Ärzten der Stiftung einen Vortrag über bestimmte chirurgische Fragen und Aspekte halten. Monika hat unzählige Gebisse kontrolliert, Zähne extrahiert oder anderweitige Zahninterventionen vorgenommen. Susanne hat die Apotheke aufgeräumt, sich Übersicht über die Vorräte an Medikamenten und anderem Pflegematerial verschafft und alles neu organisiert. Rachel verbrachte ihre Zeit mit den Jugendlichen und sprach mit ihnen über verschiedene wichtige Aspekte des Übergangs in das Erwachsenenleben und in die Unabhängigkeit, wenn sie bald das Waisenhaus verlassen werden. Josephine und ich durften in den verschiedenen Stationen bei der Pflege aushelfen; wir verbrachten viel Zeit mit den Waisen aller Altersstufen, spielten mit ihnen – unter anderem Fussball – oder waren ganz einfach für sie da.

Die materielle Armut, all die zahlreichen Waisenkinder, ihre Nöte und ihre Sorgen lehren uns, in aller Demut einfach so viel von uns selbst zu geben, wie wir vermögen – und sei es einfach nur unsere Anwesenheit. Pater Hugo, der die Kinderstation vor 33 Jahren gegründet hat, hat uns während dieser zwei Wochen begleitet; er war für uns da, hörte zu und ermutigte uns durch Wort und Vorbild zum Gebet und zur inneren Sammlung.

Freude und Dankbarkeit gelernt

Im Rahmen des Aufenthaltes durften wir zudem das vom Opus Dei unterstützte und finanzierte Spital von Monkole besuchen: ein neues und modernes Spital ersetzt nun die alten Räumlichkeiten und bietet eine bessere Behandlungsqualität. Zahlreiche Personen setzen sich hier freiwillig und unentgeltlich für die Lokalbevölkerung ein. Es fehlen aber immer noch finanzielle Mittel, damit gewisse Arbeiten – wie beispielsweise die Einrichtung von Operationssälen – abgeschlossen werden können.

Diese Reise hat in uns etwas bewirkt; wir denken nach über unsere Art zu leben, den materiellen und affektiven Reichtum, der uns umgibt und über die Freude, die uns trotz dieses Reichtums manchmal zu verlassen droht… Wir sind uns bewusst geworden und erkennen in aller Demut an, dass die zahlreichen einfachen und alltäglichen Dinge, die für uns in Europa so selbstverständlich sind, als ein Geschenk angesehen werden müssen.

Wie viele kleine Ereignisse und Anekdoten könnten wir berichten – sie würden zahlreiche Seiten füllen… Die Freude, das Lachen, die Jugend, die Einfachheit der Kinder und Erwachsenen, die wir kennenlernen durften, bleiben in unserer Erinnerung und laden uns ein zu sagen: Bis bald