Studentenhaus Birkbrunn: Menschen einander näherbringen

In Wien feierte kürzlich das Studentenhaus Birkbrunn & Akademie sein 50-Jahr-Jubiläum. Das Konzept des Colleges ist aktueller denn je.

Worin liegen die Herausforderungen der Universität von heute? Und was können Studenten und Lehrende dazu beitragen? Die Aufgabe der an der Universität gebildeten Menschen sei es „hinauszugehen", in den Diskurs außerhalb akademischer Zirkel einzutreten. Das betonte Wolfgang Mazal, Professor am Institut für Arbeits- und Sozialrecht an der Universität Wien bei seinem Festvortrag anlässlich der 50-Jahr-Feier des Studentenhauses Birkbrunn. Zahlreiche Gäste aus dem In- und Ausland, darunter viele Alumni des in Wien-Döbling situierten Studentenheims hatten sich am 25. Oktober 2014 zur akademischen Feier, die musikalisch von Pianist Paul Gulda umrahmt wurde, eingefunden. Ludwig Juza, Regionalvikar des Opus Dei in Österreich, betonte, dass das Konzept des Studentenhauses aktueller denn je sei. „Heute ist nicht der Wohnbedarf dringlicher geworden, sondern das qualitative Umfeld des Studierens", erklärt Juza. Birkbrunn stehe für eine ganzheitliche Persönlichkeitsentwicklung, in der junge Menschen lernen, Verantwortung zu übernehmen, ihr Studium und ihre Arbeit aus der Perspektive des Dienstes am Menschen zu gestalten und - gemäß der Botschaft des heiligen Josefmaria Escrivá (1902 – 1975), des Gründers des Opus Dei - den Alltag als „Ort der Gottesbegegnung" zu entdecken, unterstrich der Regionalvikar.

Prof. Mazal

Im Widerstreit der Meinungen brauche es Menschen mit begründeten Überzeugungen, die das Gespräch suchen, betonte Mazal. Der Gründungsgedanke der Universität war getragen von einer engen Beziehung zwischen den „Magistri" und den „Studiosi". Mazal plädierte dafür, diese ursprünglich enge Beziehung, die den Gründungsgeist der Universität gebildet habe, wieder zu erneuern. Dafür bedürfe es verschiedener Bemühungen auf beiden Seiten. Mazal appellierte daher einerseits an die Studierenden, den heute häufig anzutreffenden Minimalismus abzulegen, sich bloß auf das Absolvieren von Prüfungen zu beschränken. Andererseits sollten auch die Professoren – trotz eines sicherlich intensiven Unialltags – nicht nur ihre „Pflichten" erfüllen, sondern bewusst den Kontakt zu den Studierenden zu suchen, und auch außerhalb des universitären Bodens präsent sein. Die Aufgabe und Verantwortung der Universität, nämlich der Gesellschaft zu dienen, könne man im Studentenhaus Birkbrunn, das seit 1964 dem College-System folgt, aus erster Hand lernen. Das Haus ist seit seinem Umbau 2010 mit einem modernen Akademiegebäude verbunden, in dem regelmäßig Vorträge, Diskussionen und Seminare stattfinden.

Prominenter erster Heimleiter war Klaus Küng, im Jahr 1964 noch ein junger Mediziner, heute Bischof der Diözese St. Pölten. „Es freut mich, wenn ich Birkbrunn heute besuche und sehe, wie sich alles entwickelt hat: ein schönes Haus, eine gute Atmosphäre und ein Bemühen um ein christliches Leben, das sich den Herausforderungen stellt, die unsere Zeit mit sich bringt", so Bischof Küng in seinen Grußworten. Kardinal Christoph Schönborn würdigte vor allem die verdienstvolle Förderung der besonderen Berufung der Laien in der Welt, für die Birkbrunn steht. Diese verdanke sich dem Vorbild des hl. Josefmaria Escrivá, der den Impuls für das Entstehen des Studentenhauses gegeben hatte. Schon als Weihbischof hatte Schönborn mehrmals Gelegenheit gehabt, „diese besondere Einrichtung kennen und schätzen" zu lernen. Als Erzbischof von Wien danke er „allen Förderern, Unterstützern und Hunderten Absolventen dieses Hauses, die durch ihr großes Engagement als treue Christen einen unschätzbaren Beitrag für Gesellschaft und Kirche in unserem Land geleistet haben".

Der Prälat des Opus Dei, Bischof Javier Echevarría, versicherte aus Anlass des 50-Jahr-Jubiläums sein Gebet für das Haus und die mit ihm verbundenen Menschen. Viele Studenten hätten im Lauf der Jahre von der Bildungsarbeit in Birkbrunn profitiert. Auch in Zukunft sollte das christlich-brüderliche Zusammenleben ein Kennzeichnen sein: „Hört nicht auf, dieses Wesensmerkmal eines christlichen Zuhause zu pflegen, das uns zu einem ständigen Bemühen anhält, den anderen zu dienen, um ihnen den Weg der Heiligkeit zu ebnen", so Bischof Echevarría.