„Besonnenheit ist nötig, um die bearbeiteten Themen zu vertiefen“

Für Kommunikationsberufe gilt: Wer andere respektiert, geht allen Informationen auf den Grund

Zwei Teilnehmer des „11. Seminar für Kommunikationsberufe in der Kirche“

Mit einem Schlusswort von Prälat Fernando Ocariz endete am 20. April 2018 in Rom an der Päpstlichen Universität Santa Croce das „11. Seminar für Kommunikationsberufe in der Kirche“.Generelles Thema des Kongresses, an dem 400 Teilnehmer aus aller Welt teilnahmen, war „Dialog, Respekt und Meinungsfreiheit im öffentlichen Raum“.

„Nun beenden wir dieses Seminar, das alle zwei Jahre an der Päpstlichen Universität Santa Croce vieleFachleute aus den Kommunikations-Einrichtungen der Kirche anzieht. Zunächst möchte ich Ihnen für Ihre Arbeit danken und Sie ermutigen, Ihren Dienst weiterzuführen, indem Sie sich großzügig für die Kirche und die Zivilgesellschaft einsetzen.

Drei wichtige Begriffe zu Ihrer Arbeit finden sich im Titel der Veranstaltung: Dialog, Respekt und Meinungsfreiheit.Zwei dieser Begriffe wurden vor einiger Zeit von Papst Franziskus verwendet: Wir müssen Differenzen durch Formen des Dialogs beilegen, „die es uns erlauben, an Verständnis und Respekt zu wachsen. Die Kultur der Begegnung macht es erforderlich, dass wir bereit sind, nicht nur zu geben, sondern auch von anderen zu empfangen“ [1].

Gerade in den vergangenen Jahren, in denen Falsch-Nachrichten massive Verbreitung gefunden haben, bedeuten Verständnis und Respekt in der Kommunikation, dass die Kommunikations-Berufe sich von innen her erneuern sollten, indem sie die Dimension des Dienstes an der Wahrheit beachten. Der Wahrheit zu dienen, das verleiht jeder Frau und jedem Mann Respekt. Eine gut informierte Person ist eine freie und verantwortliche Person.Sie ist besser als andere in der Lage, solidarisch in der Gesellschaft zu handeln.

Gleichzeitig sind diejenigen, die Respekt für andere haben, aber auch Respekt für die Realität der Dinge und für das Wesen ihrer Tätigkeit gerade diejenigen, die auch respektierte Partner in der öffentlichen Diskussion sind. Wer versucht, andere zu verstehen, wer sich bemüht, ihre Gesichtspunkte zu beachten, der findet wahre Aspekte in der Kommunikation, die oft nicht berücksichtigt werden. Manchmal werden auch neue Aspekte eines Themas entdeckt, Vorschläge werden verfeinert und präzisiert und manches wird dadurch erst verständlich. Wenn andererseits in der Kommunikationsarbeit tiefergehende Fragen ignoriert werden, kommt nur Verblüffung des Informanten oder des Konsumenten auf.Dann hat der Monolog den Dialog ersetzt.

An zweiter Stellte steht in diesem Spiel des Gebens und Nehmens, von dem der Papst einmal sprach, die Wiederentdeckung, dass die Kommunikatoren der Kirche die Möglichkeit haben, sogar die religiöse Freiheit haben, der Gesellschaft „kraft der Wahrheit selbst“, die im christlichen Glaubens liegt, Vorschläge zu unterbreiten (Dignitatis humanae, Nr. 1).

Die Möglichkeit, die menschlichen Strukturen im Geist des Evangeliums zu erleuchten, ist Teil des Grundrechts auf Religionsfreiheit. Frauen und Männer von heute sind immer noch hungrig nach Wahrheit und suchen auch nach dem tiefen Sinn ihres Lebens. Mit Ihrer Arbeit und Ihrer Freundschaft können Sie zu der herrlichen Aufgabe beitragen, dass die Wahrheit „auf eine Weise gesucht wird, die der Würde der menschlichen Person und ihrer Sozialnatur eigen ist“ (Dignitatis humanae, Nr. 3).

Schließlich sei eine Reflexion über die Schnelligkeit erlaubt, mit der manchmal die Aufgaben in der Kommunikation erledigt werden müssen: Die Unmittelbarkeit, mit der Sie gezwungen sind, zu handeln und wichtige Entscheidungen zu treffen, macht es andererseits notwendig, einen inneren Raum der Ruhe zu kultivieren, in dem Themen mit der notwendigen Gründlichkeit entstehen und sich entfalten können, so dass ein fruchtbares Arbeitsergebnis zustande kommt.

Die Besonnenheit ermöglicht es, bei der Arbeit in die Tiefe zu gehen, und sogar eine Dimension der Ewigkeit und der Ruhe in Gott zu entdecken.Der Heilige Josefmaria, dessen Inspiration die hiesige Universität ihre Entstehung verdankt, machte den konkreten Vorschlag, jeden Tag an Folgendes zu denken: „Ruht in der Gotteskindschaft. Gott ist ein Vater voll von Zartgefühl und unendlicher Liebe. Nenne Ihn Vater oftmals während des Tages. Sage Ihm – du allein, in deinem Herzen -, dass du Ihn liebst, Ihn anbetest, dass du dich stolz und stark fühlst, weil du sein Sohn bist“[2].

Das Bewusstein, sich als Kinder Gottes zu fühlen, verleiht eine Stärke, die uns dazu bringt, die Besonnenheit, Ruhe und Gründlichkeit in der Arbeit zu suchen. Dies ist jetzt in der Osterzeit besonders gegenwärtig.Wir bringen dadurch Frieden und Hoffnung in unsere Beziehungen und werden in die Lage versetzt, den christlichen Glauben mit der Professionalität im Beruf zu vereinen.

Eine heiterer und besonnener Kommunikator kann den christlichen Sinn in den zwangsläufig schnellen Strom der Nachrichten hineinbringen. Die Besonnenheit und die Gelassenheit wird uns eine verbesserte Sicht der Realität geben. Diese Eigenschaften werden uns helfen, den der Kirche vor zwanzig Jahrhunderten anvertrauten Glauben auf originelle, frische und attraktive Weise weiterzugeben. Und Verständnis und Respekt in der ganzen Welt zu verbreiten. Vielen Dank!


[1] Franziskus, Botschaft von Papst Franziskus für den XLVIII. Welttag der Sozialen Kommunikation, 2014.

[2] Hl. Josefmaria, Freunde Gottes, 150